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AFP-Reporter Sardar Ahmad mit Frau und Kindern unter Anschlagsopfern

Gegen 20.30 Uhr erreichten die Angreifer das Restaurant des Luxushotels Serena in Kabul. Einige Gäste feierten dort am Donnerstagabend das Neujahrsfest Newroz, als die vier Taliban-Attentäter das Feuer eröffneten. Sie erschossen neun Menschen, unter ihnen vier Ausländer. Auch der AFP-Korrespondent Sardar Ahmad, seine Ehefrau und zwei seiner drei Kinder wurden getötet. Drei Stunden später erschossen afghanischen Sicherheitskräfte die Angreifer.

Das bei Ausländern beliebte Hotel gilt als das luxuriöseste der afghanischen Hauptstadt. Den Angreifern gelang es nach Angaben des afghanischen Innenministeriums, die Waffen in ihren Socken in das Gebäude zu schleusen. Nach Aussage von Ministeriumssprecher Sedik Sedikki wurden fünf Afghanen sowie vier Menschen aus Kanada, Neuseeland, Pakistan und Indien erschossen. Unter den neun Toten seien drei Frauen und zwei Kinder.

 

Nach Aussage seiner Regierung fiel auch ein Ex-Diplomat aus Paraguay, der sich als Wahlbeobachter für die Präsidentenwahl in Afghanistan zur Verfügung gestellt hatte, dem Anschlag zum Opfer.

 

AFP-Reporter Ahmad war afghanischer Staatsbürger und seit dem Jahr 2003 fester Mitarbeiter der Nachrichtenagentur in Kabul. Sein jüngster Sohn wurde bei dem Angriff schwer verletzt und musste notoperiert werden. "Das ist ein ungemein schmerzvoller und großer Verlust für die Agence France-Presse", sagte AFP-Chef Emmanuel Hoog. Er beschrieb Ahmad als einen "mutigen Journalisten" und eine wichtige Stütze des AFP-Teams in Afghanistan, das täglich unter extrem schwierigen Bedingungen eine außerordentliche Berichterstattung aus dem Land liefere.

 

Ahmad war ein Experte auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik, berichtete aber auch über bunte Themen. Seine letzte Reportage über einen vernachlässigten Löwen, der im Kabuler Zoo ein neues Zuhause fand, erschien am Donnerstag. "Das ist eine entsetzliche Tragödie", sagte AFP-Chefredakteur Phil Chetwynd. "Sardar war nicht nur einer der besten Journalisten in Afghanistan, sondern auch eine herrlich optimistische und einnehmende Persönlichkeit."

 

Auch die französische Regierung verurteilte das Attentat. Der Sprecher des Außenministeriums, Romain Nadal, äußerte sich tief bestürzt über den Tod Ahmads. Der Journalist habe sich mit großem Mut für die Informationsfreiheit in Afghanistan eingesetzt.

 

Einer Journalistin des arabischen TV-Senders Al-Dschasira gelang es wie den meisten anderen Hotelgästen, sich in Sicherheit zu bringen. Sie habe "schreckliche Stunden" hinter der mit Möbeln versperrten Tür ihres Zimmers verbracht, schrieb sie im Online-Dienst Twitter.

 

Schon 2008 war das Serena Ziel eines Taliban-Angriffs gewesen, bei dem acht Menschen getötet wurden. Die neuerliche Attacke ereignete sich zwei Wochen vor Beginn der Präsidentschaftswahlen, deren Vorbereitung von den Taliban gewaltsam sabotiert wird. Ministeriumssprecher Sedikki, sagte, der Angriff ziele darauf, die Bevölkerung vor der Abstimmung zu verunsichern.

 

Es werde nun untersucht, wie die Angreifer die Waffen unerkannt in das Gebäude bringen konnten, sagte Sedikki. Ersten Erkenntnissen zufolge liege die Schuld beim Sicherheitsdienst des Hotels. "Wir fordern die Hotelleitung seit zwei Jahren auf, auf unsere Sicherheitskräfte zurückzugreifen", betonte der Ministeriumssprecher. Das Angebot sei aber stets abgelehnt worden, weil das Management lieber auf den eigenen Sicherheitsdienst vertraue.

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